ende November als Jochen Strunk, Klaus Wolf und Julia Gladzewski in Frankenbach auftraten. Bekannt sind vor allem Jochen und Klaus als Bousseldande. Organisiert wurde das ganze von der SpVgg Frankenbach – am Samstag eine Abend- und am Sonntag eine späte Nachmittagsvorstellung. Beide waren binnen 14 Tage ausverkauft, so das jeweils 250 Gäste auf ihre Kosten kamen. Man sollte allerdings schon den Dialekt verstehen.

Bei rund 3 Stunden Programm wurden die Bauchmuskeln in 4 Sketchen bis aufs äußerte gedehnt. Als Katrinche und Mariechen, wo sie mit am bekanntesten sind, startete die Veranstaltung, bevor Luca Salvati und Norbert Bena die Gäste aus Nah und fern herzlich begrüßten.


Ob aus dem Vogelsberg, aus Weilmünster oder aus dem Westerwald, kein Weg war zu weit, um sie in einer reinen Bousseldandenshow live zu erleben. Selbst Leute, die sie schon 5 mal oder öfters gesehen haben, kommen immer wieder gerne.

In Sketch 1 wird von dem Leben als Bauernfamilie erzählt. Da hat der Bauer aus dem Nachbardorf in den Hof eingeheiratet. Zudem kam der Gickel durch die Modernisierung zu Tode und nun müsse der Bauer nach Gießen auf den Viehmarkt, um einen neuen Gickel zu kaufen. Außerdem erfuhr man, dass die Magd eine psychische Depression durch den Bauern erlitten hat. So zumindest die Diagnose vom Viehdoktor, denn wer sich mit der Anatomie der Schweine auskennt, kann beim Menschen nicht viel falsch machen. Diese Ansicht teilt zumindest die Magd und bei einem anderen Doktor war sie ja sowieso noch nie und der Viehdoktor sei ja auch regelmäßig vor Ort.

Schon mal einen Stecknadel fallen hören, obwohl über 250 Leute im Raum sind. Nö – dann wäre es im 2. Sketch allerdings der Fall geworden. In diesem Sketch kommt auch Julia zu ersten Einsatz. Julia ist eine Original Berlinerin, wohnt in Frankfurt und kann sogar unseren mittelhessischen Dialekt. Allerdings nur singen und nicht sprechen. Aber verstehen tut sie alles. Beginnen tut alles mit dem Gespräch zwischen Oma und Enkel. Die jungen Leute wollen gerne ausbauen und brauchen dafür Platz, aber die Oma kann sich nicht von den alten Sachen trennen. Ganz ruhig wird es, als sie von Erinnerungen mit ihren Bruder erzählt, der 1943 an der Front Gefallen für Führer, Volk und Vaterland ist und das kurz nach dem Heimaturlaub. Noch heute bekomme ich eine Gänsehaut, wenn ich an diese Szene denke. Eine solche Melancholie1 in einem Publikum hatte ich bis dato noch nicht erlebt. Am Ende konnte der Enkel den Haussegen retten und die Oma musste sich erst einmal ein wenig ausruhen und läutete damit die Pause ein.

Diese wurde auch dankend angenommen. So konnte man sich bei Bockwürstchen im Brötchen, Brezeln, und Käsesticks mit Weintrauben, sowie einem reichen Getränkeangebot stärken und auch mal die Lachmuskeln entspannen lassen. Schließlich warteten ja noch rund 80 Minuten Programm. Durch einen echten Theatergong wurde das Ende der Pause bekannt geben und mit Glockengeläut startete die 2. Halbzeit.

Im 3. Sketch ging es um 2 betagte in Tracht. Links der schwerhörige Schorch und rechts die Nachbarin Liesbeth. Dabei musste das Publikum sogar helfen, damit der Schorch auf die Bühne kam. Im Alter geht es ich halt nicht mehr so leicht. Ganz jung und glücklich wird er dann allerdings wieder, wenn die junge Pflegerin vom Sozialdienst kommt, um ihn nach Hause zu bringen. Da kann er allerhand Geschichten erzählen. Außerdem sind sie auf den Geburtstag einer Bekannten eingeladen. Liesbeth möchte ihn dann abholen, damit sie zusammen hingehen können. Allerdings sollten sie bereits um 9 Uhr starten, damit sie pünktlich um 11 Uhr da sind. Schließlich müssten sie ja den Berg hoch.
Im letzten Teil geht es um die Essensbestellung für die Hochzeit der Tochter. Leider ist die Hauptwirtin gerade jetzt zu einem Friseurtermin in Frankfurt, so dass die Kollegin die Bestellung aufnehmen soll. Aufgrund vom Ratschlag des Doktors soll die Frau ihren Gatten mehr mit einbinden ins Organisatorische. Der hat allerdings nur die „kurzen“ im Sinn und so schafft er es, während der Bestellung eine ganze Flasche Schnaps zu vernichten. Hacke voll muss er am Ende dann nach Hause gebracht werden und mit der Bestellung wird es natürlich auch nichts.
Aber nicht nur spielerisch überzeugten alle 3, sondern auch Musikalisch. Mit dem Song „Veronika der Lenz ist da“ ging der letzte Sketch zu Ende. Nach dem letzten Ton gab es Standing Ovations und Zugaben Rufe. Eine Zugabe an Sketchen gab es nicht, allerdings noch 2 weitere Lieder auf Mundart, vorgetragen von allen dreien. Letztendlich ist ja genau das das Ziel der Bousseldande, die heimische Mundart aufrechtzuerhalten und zu bewahren. Die Organisatoren bekamen auch Tage danach noch viel Lob für eine geile Show. Und was soll ich sagen, ich als Autor diesen Beitrages habe die Show jetzt an 2 Tagen hintereinander gesehen und könnte sie morgen schon wieder anschauen und herzhaft lachen. Denn keine Show gleicht der anderen, auch wenn es die gleichen Sketche sind. Das liegt am großen Improvisationstalent von Jochen und Klaus. So werden z. B. auch Geburtstagskinder im Publikum erwähnt und eingebaut.

Die beiden spielen nicht nur, sondern bauen das Bühnenbild auch selber auf und wieder ab. Und dazu dann noch knapp 3 Stunden Mundarttheater vom aller feinsten für 25€ ist eigentlich geschenkt. Zudem sind beide auch sehr nahbar, denn nach der Veranstaltungen kann man mit Ihnen noch eine rauchen und das ein oder andere Bierchen trinken und sich normal oder auf Plattdeutsch unterhalten. Ich kann sie nur allen, denen unsere Dialekt am Herzen liegt, wärmstens empfehlen.
1= Melancholie ist ein Zustand tiefer, oft lang anhaltender Traurigkeit oder Nachdenklichkeit. Historisch wurde sie als eines der vier Temperamente betrachtet, verursacht durch ein Ungleichgewicht der Körpersäfte. In der Kunst und Literatur dient sie häufig als Inspirationsquelle. Quelle: landsiedel-seminare.de
Beitragsbild: Jeanette Schneider
Bilder und Videos: C. Haus
Quelle: eigene Teilnahme